Hallo, ich bin Martha.
Sie sagen die Welt gehört den Mutigen,
denen, die vorangehen ohne zu zögern.
Ich sage, die Welt gehört denen die wissen,
dass über den Wolken immer die Sonne scheint,
dass auf jede Nacht ein neuer Tag folgt und dass
wir das Glück nur in uns selbst finden können.
Ich war einst jung und neugierig auf jeden neuen Tag. Und ich war schnell, ich war so schnell dass ich mit dem Wind um die Wette rannte. Niemals hätte ich gedacht, dass es jemals anders sein könnte. Vor mir lag mein ganzes Leben und ich sprudelte nur so vor Energie. Jeden Morgen konnte ich es kaum erwarten mit meinem Rudel hinaus zu dürfen. Hinaus in die Berge, wo wir uns dem Himmel ein Stück näher und gleichzeitig so frei fühlten wie sonst nie. Die Nase am Boden einer Fährte folgend, die sich mit jedem Schritt immer mehr vor unserem inneren Auge verdichtete. Wir suchten und liefen gemeinsam und trotzdem im Wettstreit, nicht weil wir Konkurrenten waren, nein wir waren Freunde aber wir liebten es uns gegenseitig unter aufgeregtem Gebell zu immer neuen Höchstleistungen anzuspornen. Tag um Tag der gleiche Ablauf wurde uns dabei jedoch nie langweilig.
Doch dann passierte etwas unglaublich Schreckliches.
So schrecklich, dass ich mich selbst nicht mehr erinnern kann, wie es genau geschah.
Es war der Tag, an dem mir für immer genommen wurde, was mir das Liebste war: Die Fähigkeit zu laufen.
Manche sagen es war ein Unfall, ein "Jagdunfall" wie er hier so vielen meiner Art passiert, in diesem Land, in dem ich lebe. Manche denken man wollte sich mir wie eines kaputten Werkzeuges entledigen, als man mich in diesem furchtbaren Zustand, mit gebrochenen Beinen und zerschmettertem Rückgrat zurückließ. Ich habe kein Gefühl mehr dafür wie lange ich so dalag, allein, mit Höllenschmerzen, den sicheren Tod vor Augen, der seine Kreise immer enger um mich zog. Aber ich wollte leben! Und so hielt ich durch und hoffte, denn das war alles was ich noch tun konnte. Mein unabdingbarer Lebenswille muss das Universum beeindruckt haben, denn es sendete mir Hilfe. Es macht mich dankbar, dass es nun ebenfalls Menschen waren, die mich retteten. Die nun mit mir und für mich hofften und dafür sorgten, dass meine kaputten Knochen operiert werden konnten und meine körperlichen und seelischen Wunden heilen. Sie konnten mir zwar nicht die Fähigkeit zurückgeben wieder laufen zu können, denn ich bin seither gelähmt - aber sie hatten etwas für mich, was mir die Möglichkeit gab, trotzdem wieder gehen, ja sogar rennen zu können. Die Arbeit meiner Hinterläufe übernimmt nun ein Hunderollstuhl und dieser ist für mich ein Geschenk des Himmels! Denn nun kann ich wieder laufen und spielen und gemeinsam mit meinen neuen Freunden mein Revier abstecken.
Ich bin nicht traurig,
ich bin dankbar.
Auf jede Nacht folgt ein neuer Morgen...
Ich bin durch die tiefste Nacht gegangen und stehe nun wieder im Licht der Sonne.
Und ich bin stärker als jemals zuvor.
Ich bin Martha und das ist meine Geschichte.
Die Urheberrechte für Foto und Text liegen bei Lysann Morgenstern Fotografie
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